Fakten betrachten anstatt Emotionen hochkochen

von fraktion

Zur Debatte um eine neue Sekundar I-Schule im Kasseler Osten erklärt Katharina Griesel, bildungspolitische Sprecherin der Grünenfraktion:


„Die Grundlage von Entwicklungen im Schulbau liegt in Kassel beim Schulentwicklungsplan, der alle fünf Jahre aktualisiert wird. Dort werden die Weichen für die zukünftige Schulentwicklung gelegt. Die Basis des Schulentwicklungsplans wiederum sind die zu erwartenden Geburten- und Schüler*innenzahlen.


Die Diskussion, die die SPD entfacht hat, entbehrt jeder Grundlage. Aus dem tief sitzenden Schmerz, die Josef-von-Eichendorff-Schule geschlossen zu haben, weil die Schüler*innenzahlen stetig weniger wurden und das Halten der Schule nicht mehr begründbar war, argumentiert die SPD nun, dass es eine neue Sekundar I-Schule für den Kasseler Osten geben sollte.


Die Gesamtschule Nord+ wird um eine Grundstufe erweitert, die Offene Schule Waldau wird neu gebaut. Für das gesamte Stadtgebiet Kassel werden mit dem Ausbau der Johann-Amos-Comenius- und der Georg-August-Zinn-Europaschule weitere Gesamtschulplätze geschaffen, die insgesamt den Bedarf von Gesamtschulplätzen für Kassel abdecken und sich an den erwartbaren Schüler*innenzahlen orientieren.


Eine Schule bedeutet immer auch das Binden von Kapazitäten und Ressourcen, die an anderer Stelle dann nicht vorhanden sind. Auch die finanziellen Mittel der Stadt Kassel sind endlich. Wenn wir über eine weitere Sekundar I-Schule im Kasseler Osten reden, müssen wir ehrlich miteinander sein und uns fragen, welche der anderen geplanten Bauprojekte wir platzen lassen.


Die Annahme, dass durch die GWGpro alle Wünsche, die auftauchen, immer auch erfüllt werden können, ist ein Wunschdenken. Auch die GWGpro muss ihre Bauprojekte mit Geld bezahlen und dieses Geld wird am Ende über Mietzahlungen aus dem Haushalt der Stadt Kassel fließen müssen. Das funktioniert nicht unendlich.


Die aktuellen Zahlen zeigen, dass 202 Kinder aus dem Kasseler Osten im Schuljahr 2023/24 in Stufe 4 mit 150 Schulplätzen bei der Offenen Schule Waldau abgedeckt werden können. Damit können alle Erstwunsch-Angaben für diese Schule aus dem Kasseler Osten erfüllt werden. Einige Schüler*innen aus dem Kasseler Osten haben mit Erstwunsch eine Landkreisschule angewählt und dann gibt es auch noch Kinder, die ein Gymnasium besuchen werden. Diese Zahlen sprechen gegen einen weiteren Schulstandort im Kasseler Osten, weil er nicht ausgelastet wäre und die Einwahlzahlen mit den vorhandenen Kapazitäten abgedeckt werden können. Einen Schulstandort nur des Standorts wegen zu fordern, ohne dass die Bedarfsanalyse einen nicht abgedeckten Bedarf sieht, hat nichts mit seriöser Schulpolitik zu tun. Nicht jeder Stadtteil in Kassel hat eine weiterführende Schule, weil das nicht bedarfsgerecht ist.“


Julia Herz, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, ergänzt die Ausführungen ihrer Fraktionskollegin:


„Mit der Planung der neuen Gesamtschule Nord+, die eine Gesamtschule mit Grundstufe wird, entsteht bereits eine neue Sekundar I-Stufe im Einzugsgebiet für den Kasseler Osten. Ebenfalls wird die Offene Schule Waldau, eine integrierte Gesamtschule, vom ersten Stein an neu gebaut mit den derzeit höchsten Standards, was pädagogisch-innovatives Bauen betrifft. Dass wir in den Stadtteilen, in denen nachweislich mehr benachteiligte Kinder und Familien wohnen, im Bereich Bildung neue Standards setzen, ist genau richtig. Die Emotionalität dieses Themas sollte aber nicht den realen Blick auf die zahlenmäßige Entwicklung verwehren.


Wenn man die (erwartbaren) Schüler*innenzahlen des Kasseler Osten betrachtet, fließen auch die umliegenden Landkreisschulen mit Sekundar I-Stufe in Kaufungen, Niestetal und Lohfelden mit ein. Man kann sagen: Was die Versorgung mit Schulplätzen angeht, ist der Kasseler Osten mit all diesen Optionen gut und ausreichend versorgt.


Bei aller Emotionalität: Mit zwei Schulneubauten im Integrierten Gesamtschul-Bereich für den Kasseler Osten, der die Schüler*innenzahlen abdeckt, ist es politisch in Zeiten einer angespannten Haushaltslage durch Preissteigerungen in allen Bereichen nicht zu verkaufen, warum Steuergelder für nicht bedarfsorientierte Forderungen ausgegeben werden sollten.“

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