Bündnis 90/Die Grünen fordert die Landesregierung auf, bei den von ihr vorgegebenen Sprachtests für Vierjährige nachzubessern. „Sprachtest für Vierjährige machen nur Sinn, wenn auf die Überprüfung der Sprachfähigkeit Maßnahmen zur Sprachförderung folgen“, so Dr. Martina van den Hövel, jugendpolitische Sprecherin der Fraktion. Spracherwerb ist ein ganzheitlicher Prozess. Sprachfähigkeit wird im Zusammenspiel von Bewegung, Motorik und Sinneswahrnehmung erworben. Sprachentwicklung braucht viele Sprechanlässe, sie erfolgt im Kontext spielerischer Aktivitäten des Kindes und bezieht kreative Ausdrucksformen mit ein. „Die gesamte Lernumgebung des Kindes ist einzubeziehen. Deshalb kann Sprachförderung nicht als isolierter Prozess verstanden werden. Wenn es die Landesregierung ernst mein, dann sollte sie entsprechende Mittel für die Qualitätsverbesserung in den Kitas bereitstellen und die Kommunen mit verbesserten Personalressourcen unterstützen“, so Martina van den Hövel.
In Kasseler Kindertagesstätten wird fundierte Sprachförderung realisiert. Die Landesregierung ist gut beraten, die Kompetenzen der Erzieherinnen zur Kenntnis zu nehmen, die eine ganzheitliche Sprachförderung realisieren. „Sprachdefizite als Grundlage für eine Sprachförderung zu nehmen, wie es die Landesregierung fordert, ist ein verkürzter und unzureichender Ansatz“, kritisiert Martina van den Hövel. Im Bildungs- und Erziehungsplan wird von einer Ressourcen orientierten Beobachtung und Förderung des Kindes ausgegangen. „Wir halten es für erforderlich, auch diese Perspektive einzubeziehen und nicht nur die Defizite des Kindes festzuhalten.“ Nicht nur die Kinder sollten eine besondere Förderung erhalten, bei denen Entwicklungsrückstände festgestellt werden, sondern alle Kinder. „Die Investitionen der Stadt Kassel in die Fortbildung der Erzieherinnen, die Konzepte zur ganzheitlichen Sprachförderung in den Kitas realisieren, zeigen gute Erfolge und sollten von der Landesregierung unterstützt werden.