Die Bekämpfung von patriarchalen Strukturen ist auch kommunale Aufgabe

von fraktion

Seit über 100 Jahren findet jedes Jahr im März der internationale Frauentag statt und zur traurigen Realität gehört, dass sich die Forderungen in dieser Zeit kaum verändert haben. Anlässlich des gestrigen Equal Pay Days machten Frauen darauf aufmerksam, dass sie bei gleicher beruflicher Qualifikation in Deutschland immer noch im Durchschnitt 18 Prozent weniger verdienen als Männer.

 

Dazu kommt, dass viele FINTA* (Frauen, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans* und agender Personen) zusätzlich zu ihrer unterbezahlten Lohnarbeit noch unbezahlte Care-Arbeit leisten. Sie kümmern sich häufig um die zeit- und pflegeintensive Betreuung von Kindern und nahestehenden Angehörigen, leisten emotionale Sorgearbeit und kümmern sich um den Haushalt. In Konsequenz gehen viele FINTA* einer Lohnarbeit in Teilzeit und prekären Arbeitsverhältnissen nach, woraus sich, im Vergleich zu den Männern, in der Folge ein eklatant höherer Anteil von Frauen in Altersarmut entwickelt.

 

Fürsorge ist systemrelevant

Dass wir als Gesellschaft füreinander sorgen, ist systemrelevant und darf nicht zur Armutsfalle werden. Es ist die Grundvoraussetzung dafür, dass das restliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenleben überhaupt funktioniert. „Sorge für Kinder und Jugendliche, für Menschen mit Behinderungen oder für erkrankte Menschen sind die Grundlage für ein funktionierendes Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Das wissen wir nicht erst seit der Corona-Pandemie“, so Julia Herz, Sprecherin für Frauen- und Gleichstellungspolitik der Grünen Fraktion.

 

Feminismus muss intersektional sein

Mehrfachdiskriminierungen bleiben leider ein aktuelles Thema. Ein aktueller Fall ist die Grüne Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer, die wegen ihrer Existenz als trans-Frau von Reaktionären auf widerwärtigste Art und Weise angegriffen wird. Auch die Grüne Fraktion in Kassel spricht Tessa Ganserer ihre volle Solidarität aus. „Nur wenn wir patriarchale Unterdrückung in all ihren Erscheinungsformen bekämpfen, können wir erfolgreich eine befreite und geschlechtergerechte Gesellschaft aufbauen“, erklärt Sophie Eltzner, Grüne Sprecherin für Queerpolitik und Geschlechtergerechtigkeit. Trotz der gesetzlichen Verbote findet Diskriminierung in vielen alltäglichen Situationen statt. Menschen erleben Benachteiligungen etwa aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, der sexuellen Identität, ihrer Religion, ihres Alters oder aufgrund einer körperlichen oder geistigen Behinderung. Und alle Diskriminierungsformen sind miteinander verschränkt, diese Intersektionalität ist in allen Entscheidungen mitzudenken. Zusätzlich wurde in den letzten Jahren private Fürsorgearbeit ausgelagert, und doch waren es wieder Frauen, die diese Arbeit übernahmen. Es ist keine sozialgerechte und schon gar keine geschlechtergerechte Lösung, diese gesellschaftlich relevante Arbeit an migrantische Frauen, oft schlecht bezahlt unter schlechten Arbeitsbedingungen beschäftigt, auszulagern.

 

Kommunale Ziele

Die Grüne Rathausfraktion hat es sich zum Ziel gemacht, diese vielfältigen Diskriminierungen auf kommunaler Ebene abzubauen. Zu diesem Zweck wurde das Amt für Chancengleichheit eingerichtet. Auf der einen Seite sollen genau diese Aufgabenstellungen struktureller Ungerechtigkeiten mit entsprechender Expertise angegangen werden, diese mit einem möglichst intersektionalen Ansatz verfolgt und dauerhaft gelöst werden. Auf der anderen Seite wollen wir eine kommunale Antidiskriminierungsstelle als Beratungs- und Beschwerdestelle schaffen, die in der Vernetzung mit Angeboten freier Träger praktische Unterstützung leisten kann.

 

„Feminismus bedeutet, dass wir gemeinsam für eine gerechte Welt einstehen müssen. Es ist nur richtig, dass ein feministischer Streik patriarchale Ausbeutungsmechanismen anprangert und sich hinter alle Betroffenen stellt. FINTA* aller Altersgruppen, Religionen, Hautfarben, sexueller Orientierungen, Geschlechtsidentitäten und Berufsgruppen. Wir stehen heute alle gemeinsam“, so Herz und Eltzner abschließend.

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