Brüder-Grimm-Platz: Wir denken urbanen Raum neu und wollen nicht zurück zum Alten.

von fraktion

„Offenheit für unterschiedliche Lösungsansätze und die Diskussion ist ein wichtiger Bestandteil von gelungener Denkmalpflege“, kommentiert Lucian Hanschke, der neue Sprecher für Stadtentwicklung von Bündnis 90/Die Grünen im Rathaus Kassel, die Debatte um den Brüder-Grimm-Platz. Genau diesem Anspruch sei der das Wettbewerbsverfahren zum Brüder-Grimm-Platz in vieler Hinsicht gerecht geworden. Während des gesamten Verfahrens seien Anlieger*innen, die Schüler*innen der umliegenden Schulen wie auch engagierte Denkmalpfleger*innen, weitere Fachleute und Politiker*innen in die Entscheidungen eingebunden gewesen.

Insbesondere die denkmalpflegerischen Aspekte seien im entscheidenden Preisgericht mehr als angemessen vertreten gewesen. „Wir bedanken uns herzlich bei den Mitgliedern des Preisgerichts, insbesondere bei Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen und bei Dr. Doris Fischer, Mitglied im Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS e.V.“, so Hanschke. Das International Council on Monuments (ICOMOS) berate und begutachte das Weltkulturerbe in Zusammenarbeit mit der UNESCO.

„Die Präsentation der Ergebnisse hätte sicherlich mehr Aufmerksamkeit erfahren, wenn sie wie geplant im Hessischen Landesmuseum hätte erfolgen können und nicht nur digital“, so Hanschke weiter. Das sei angesichts der Corona-Pandemie jedoch nicht anders zu lösen gewesen. „Jetzt ist die Debatte und die Aufmerksamkeit der Stadtgesellschaft aber ja da. Die braucht es auch bei so einem zentralen Projekt.“

Nicht nur den Prozess und die vielen guten Wettbewerbsbeiträge lobt Hanschke, sondern gerade auch den Siegerentwurf. „Es ist unumstritten, dass die historischen Bezüge des Platzes und das Areal an sich im derzeitigen Zustand nicht ausreichend zu Geltung kommen. Der Gewinnerentwurf löst dieses Problem und verbindet die Urform des Weißensteiner Platzes aus dem 18. Jahrhundert mit den heutigen anliegenden Gebäuden in Pentagonform.“

Gleichzeitig werte der Entwurf die Aufenthaltsqualität auf dem Platz enorm auf. „Zukünftig werden sich hochwertige Flächen vor der Randbebauung nutzen und sogar gastronomisch bespielen lassen. Dabei ist der Platz so angeordnet, dass die Verkehrsflächen möglichst weit von den Aufenthaltsflächen entfernt sind. Dieser wichtige Aspekt findet bisher noch viel zu wenig Aufmerksamkeit“, so Hanschke.

„Die Sichtbeziehungen werden durch die hoch geasteten Kieferbäume mit einem niedrigen Pflanzteppich sichergestellt. Die Art der Bäume als auch die Wegeverbindung innerhalb des Rondells sorgen dafür“, konkretisiert Hanschke. Die Wahl der Kiefern sei zudem aus ökologischer Sicht eine gute Entscheidung. „Heute gepflanzte Bäume müssen die Anforderungen von morgen bei steigender Temperatur und mehr Trockenheit in der Stadt erfüllen.“ Es sei Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung, Bäume so auszuwählen, dass sie auch in den kommenden Jahrzehnten gute Bedingungen vorfinden.

Zur Kulturhistorischen Debatte ergänzt Hanschke, dass der aktuelle Zustand des Brüder-Grimm-Platzes wenig mit dem des Weißensteiner Platzes aus dem 18. Jahrhundert zu tun habe. Aus denkmalpflegerischer Sicht gehe es daher nicht um die Erhaltung oder Nicht-Erhaltung. Es gehe, und das sei der Kern der Debatte, um die Frage der Rekonstruktion oder Neuinterpretation. „Dieser mutige Entwurf ist eine moderne und behutsame Neuinterpretation des Brüder-Grimm-Platzes. Wir denken urbanen Raum neu und wollen nicht zurück zum Alten“, schließt Hanschke ab.

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