Eva Koch zur Liniennetzreform

von fraktion

Eva Koch, am 01.02.2016, zur Liniennetzreform

 

Sehr geehrte Frau Vorsteherin, sehr geehrte Damen und Herren,

Kassel ist eine Stadt im Wandel – auch die Bedürfnisse hinsichtlich des Nahverkehrs ändern sich. Das Netz des Kasseler Nahverkehrs ist über viele Jahre gewachsen und nicht mehr grundlegend angepasst worden. Die Stadt hat sich aber erheblich verändert. Neue Wohngebiete sind hinzugekommen, die Regiotramstrecke mit neuen Haltestellen ist entstanden. Wir fahren Straßenbahnen mit Doppeltraktion – Ladenöffnungszeiten haben sich verändert. Deshalb kann auch das Netz nicht für immer gleich bleiben sondern muss sich den geänderten Anforderungen anpassen.

Das ist grundsätzlich richtig und sinnvoll und deshalb halten wir auch eine Netzreform grundsätzlich für richtig und sinnvoll.

Veränderungen erzeugen immer Widerstand – jede Reform führt auch zu Verunsicherung, wir müssen uns an Neues gewöhnen. Ein Zitat aus der VCD-Stellungnahme: „Durch Veränderungen und Verschlechterungen sind Fahrgäste schnell verärgert und verloren… „ Ja, das ist richtig!

Trotzdem ist die Reform notwendig. Und um sie so gut wie möglich zu machen, hat die KVG einen breiten Bürgerbeteiligungsprozess angeschoben. Bereits im Juni 2015 wurde bei der Auftaktveranstaltung der Zeitplan vorgestellt: die Beschlussfassung soll im Oktober 2016 erfolgen. Das ist also lange bekannt.

Und ja, es gibt viel Kritik. Aber bitte nehmen sie auch die positiven Reaktionen zur Kenntnis.

Einige Beispiele aus den Protokollen der Ortsbeiräte und der HNA-Berichterstattung:

Kirchditmold: Buslinie 10 neu  – diese Verbesserung ist sehr zu begrüßen, Busline 11 – diese neue Buslinie ist grundsätzlich sehr zu begrüßen. AST neu: Dies ist grundsätzlich zu begrüßen

Nord: Frau Sprafke erklärt, dass der Stadtteil Nord hinsichtlich der Verkehrsanbindung gut versorgt sei.  Der Ortsbeirat stellte fest „wir können mit den Vorschlägen leben“.

Fasanenhof: Der Ortsbeirat ist im Wesentlichen einverstanden mit den längeren Fahrtakten der Straßenbahn nach 20 Uhr und begrüßt die Sparmaßnahmen des ÖPNV in dieser Sache

Wesertor: Nach Angaben der Ortsvorsteherin gibt es bisher keine Kritik von Schulen oder Bürgern an den KVG-Plänen

VCD zur Linie 16: Gegenüber heute wird die Bäderlinie 16 in beiden Richtungen verlängert. Die dadurch erreichte Attraktivitätssteigerung ist positiv herauszuheben.

Der Ortsbeirat Bettenhausen begrüßt die Liniennetzreform und ist erfreut, dass die seit längerem geforderte Querverbindung mit der geplanten Linie 11 umgesetzt wird.

Bitte nehmen Sie auch diese positiven Rückmeldungen zur Kenntnis!

Und ja, die Kritik überwiegt. Deshalb werden wir uns den überarbeiteten Entwurf sehr genau ansehen.

Und natürlich werden wir nur einer KVG-Liniennetzreform zustimmen, mit der das Angebot so verbessert wird, dass die Fahrgastzahlen wachsen – genauso wie wir es im Verkehrsentwicklungsplan beschlossen haben!

Und natürlich kann es sein, dass jemand weiter zum Bus laufen muss als bisher. Aber wir wollen das Netz insgesamt verbessern und  keine leere Busse, die durch Kassel fahren – das will glaube ich niemand! Durch die sehr umfassende Bürgerbeteiligung und die über 1000 alleine schriftlichen Rückmeldungen ist eine gute Grundlage gelegt, um nach einer Abwägung aller Interessen einen neuen Entwurf vorlegen. Bitte geben Sie der KVG die Zeit, um verantwortungsvoll mit den Stellungnahmen umzugehen!

Liebe Opposition, sagen Sie doch konkret wie Sie sich das vorstellen: Soll jetzt alles beim Alten bleiben? Wollen sie die über 1000 Einwendungen der BürgerInnen in den Papierkorb werfen? Heißt das für sie Bürgerbeteiligung? Was wollen sie denn machen, wenn einige Bürger für den Vorschlag einer Buslinienführung im Netzentwurf sind und andere dagegen? Wollen Sie als Stadtverordnete über Einzelheiten entscheiden? Sie kennen die Einwendungen doch gar nicht vollständig. Wir fordern Sie auf: Nehmen Sie die Bürgerbeteiligung ernst!

Und liebe Kolleginnen und Kollegen, insbesondere von der CDU. Dass gerade Sie sich als Retter des Nahverkehrs aufspielen, das nimmt ihnen glaube ich innerhalb der Stadtgesellschaft kaum jemand ab! Wo jede Minute Wartezeit für PKWs an der Ampel und jede „Störung“ des Verkehrsflusses durch Straßenbahnen den Weltuntergang bedeuten, können sie kaum glaubwürdig plötzlich eine verkehrspolitische Gegenposition vertreten.

Abschließend herzlichen Dank an diejenigen, die die Kasseler Linien intensiv nutzen und sich ebenfalls intensiv mit den Vorschlägen befasst haben, insbesondere die Verbände und hier wiederum besonders dem VCD für die sehr detaillierte ausführliche Stellungnahme.

Wir Grüne stehen seit langem für die Unterstützung eines guten öffentlichen Nahverkehrs in Kassel! Wir nehmen Bürgerbeteiligung ernst! Wir sind sehr gespannt auf den überarbeiteten Entwurf und wir werden Ihren Anträgen nicht zustimmen!

Eva Koch, 01.02.2016

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