Gremium bewertet Straßen- und Platznamen

von fraktion

Ein Gremium soll Kasseler Straßen- und Platznamen im Hinblick auf die nationalsozialistische und kolonialgeschichtliche Rolle der geehrten Personen untersuchen und bewerten. Das Gremium aus vorwiegend Historiker*innen soll der Kasseler Historiker Prof. Dr. Hubertus Büschel leiten. Gegen den Antrag der Grünen stimmten nur AfD und die Fraktion aus Freien Wählern, FDP und Piraten, sechs von sieben Stadtverordnete der Linken enthielten sich.

Menschen als Kriegsbeute

Awet Tesfaiesus führte aus, dass der erste Gedanke beim Namen Mulang bei den meisten Menschen ein Villenviertel in bester Lage Kassels direkt am Bergpark mit enormen Immobilien-Preisen sei. Die Sprecherin für Integration und Gleichstellung erinnerte aber auch an einen anderen Aspekt: „Mit fallen noch schwarze Menschen ein, die als Kriegsbeute von nordhessischen Offizieren aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg verschleppt wurden, Menschen, die nicht nur am Aufbau des chinesischen Dorfes beteiligt waren, sondern auch als exotische Anschauungsobjekte zur Unterhaltung der einheimischen Kasseler Bevölkerung.“

Körper als Experimentierobjekte

Auch Dank der Aufklärungsarbeit von „Kassel postkolonial“ sei mittlerweile bekannt, dass diese Menschen nicht einmal nach dem Tod Ruhe fanden. Denn die Körper der Verstorbenen dienten dem Kasseler Anatomieprofessor Samuel von Soemmering als Experimentierobjekte. Ergebnis seiner Forschung an schwarzen Körpern waren unter anderem rassistische Theorien wie die Aussage, dass „der Afrikaner“ dem Affen näher sei als ein Europäer. Nach Soemmering wurde ein Platz in Kirchditmold benannt. Für Tesfaiesus ist dies nur eines von vielen Beispielen für Ehrungen, die neu bewertet werden müssen. Sie fragt: „Wollen wir unsere Straßen nach solchen Menschen benennen?“

Diese Website verwendet Cookies – nähere Informationen dazu und zu Ihren Rechten als Benutzer finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Verstanden